Bildungsgänge zur Berufsvorbereitung
Qualifizierter Hauptschulabschluss, einfacher Hauptschulabschluss, Berufsorientierter Abschluss, Qualifikationsbaustein der IHK
Zielsetzung
Die BzB richten sich an Jugendliche ohne Berufsausbildungsverhältnis. Sie sollen ein Jahr lang vertiefend in den Hauptfächern Deutsch, Mathematik, Englisch und in berufsbezogenen Lernfeldern unterrichtet und auf das Berufsleben vorbereitet werden. Sie sollen in dem einen Jahr durch den berufsbezogenen Unterricht und Praktika herausfinden, welche Ausbildung oder welche weiterführende Schulform sie anstreben möchten.
Die BzB sind immer an ein Berufsfeld gebunden, an der Friedrich-List-Schule zum Beispiel an das Berufsfeld 06, zu dem alle kaufmännischen Berufe gehören.
Vorbemerkung:
Bis zum Schuljahr 2018-2019 war es in den BzB möglich, zusätzlich zu einem einfachen Hauptschulabschluss einen qualifizierenden Hauptschulabschluss zu erwerben. Diese Möglichkeit gibt es seit dem Schuljahr 2019-2020 nicht mehr. Der einmal erworbene, einfache Hauptschulabschluss kann also nicht mehr durch den zusätzlichen Erwerb eines qualifizierenden Hauptschulabschlusses indirekt „verbessert“ werden.
Aufnahmevoraussetzungen
In die BzB werden Jugendliche aufgenommen, die die nach § 59 HSchG der verlängerten Vollzeitschulpflicht unterliegen und mindestens das 8. Schuljahr in einer allgemeinbildenden Schule besucht haben. Der Ausbildungsgang dauert ein Jahr. Die BzB sind also speziell gedacht für Jugendliche, die noch das 10. Pflichtschuljahr absolvieren müssen.
Zur Erklärung: Die Vollzeitschulpflicht dauert in Hessen zunächst neun Schuljahre. Findet ein/e Schüler/-in nach diesen neun Schuljahren keinen Ausbildungsplatz, so kommt ein weiteres Pflichtschuljahr hinzu, das an einer allgemeinbildenden oder einer beruflichen Schule zu durchlaufen ist. Die Aufnahmekriterien für die BzB sind damit:
• Schüler/-in kommt aus Klasse 9 oder kann 8 Schulbesuchsjahre nachweisen.
• hat keinen Hauptschulabschluss oder den einfachen Hauptschulabschluss (Schüler/-innen mit qualifizierenden Hauptschulabschluss kommen an der FLS nur auf ausdrücklichen Wunsch in die BzB, wenn es ihnen wirklich nur um die Berufsorientierung und/oder ein Überbrückungsjahr geht.).
• Schüler/-in ist bei Eintritt in die BzB noch keine 18 Jahre alt oder wurde für einen so genannten „Kontingentplatz“ angemeldet: Diese Plätze sind für Schüler/-innen gedacht, die in einer Intensiv- oder INTEA-Klasse waren, zwischen 18 und 21 Jahre alt sind und noch keinen deutschen Schulabschluss haben.
• Schüler/-innen, die bereits 10 Schulbesuchsjahre erreicht haben, können nur mit Ausnahmegenehmigung des Schulleiters der FLS in die BzB aufgenommen werden.
Anmeldung
Die Anmeldung muss immer – also auch, wenn ein Bewerber aus einem anderen Kreis oder Bundesland kommt – über die abgebende Schule erfolgen. Es gibt offizielle Anmeldeformulare, die jedes Schuljahr neu aufgelegt werden. Sie sind entweder – (meistens ab Ende Januar) über das Staatliche Schulamt/Abteilung berufliche Schulen (Frau Pohl, Frau Bayburt) oder über die Friedrich-List-Schule erhältlich.
Die Anmeldung wird nur berücksichtigt, wenn sie vollständig ausgefüllt ist, ein Lichtbild aufweist, unterschrieben ist und alle geforderten Unterlagen beiliegen. Ohne Stempel und Unterschrift der abgebenden Schule ist sie ungültig.Anmeldeunterlagen
Die Anmeldung ist vollständig, wenn sie die folgenden Unterlagen umfasst:
• das vollständig ausgefüllte, aktuelle Anmeldeformular des Staatlichen Schulamtes mit aktuellem Lichtbild (in der Regel ab Anfang Februar über die abgebende Schule oder auf der Homepage des Staatlichen Schulamts)
• einen aktuellen, tabellarischen Lebenslauf
• das Zeugnis des letzten Halbjahres (ggf. mit beglaubigten Übersetzung/en)
• Kopie des aktuell gültigen Ausweisdokuments zur Klärung des Aufenthaltstatus
Im Falle einer Zusage bitte noch vor Beginn der Sommerferien nachreichen:
• das Abschluss-/Abgangszeugnis der zuletzt besuchten Schule
• Soweit schon möglich: den Nachweis eines Platzes für das erste Praktikum.
Anmeldeverfahren
• Die abgebende Schule füllt gemeinsam mit der Schülerin/dem Schüler das Anmeldeformular für die BzB aus (auch die zwei Rücklaufbogen), fügt alle Anlagen bei, lässt das Formular von den Eltern unterschreiben und leitet es dem Staatlichen Schulamt oder der gewünschten Berufsschule bis zur so genannten „Übergängekonferenz“ (i. d. R. kurz vor Ende der eigentlichen Bewerbungsfrist = 01.05. eines Jahres) zu.
• In der „Übergängekonferenz“ stellen die Stufenleiter oder Klassenlehrer/-innen den Berufsschulen ihre Schülerinnen und Schüler vor.
• Die Berufsschulen treffen eine Entscheidung darüber, welche Schüler/-innen sie nehmen wollen (Einhalten der Aufnahmekriterien). Ist das geklärt, leiten sie einen Rücklaufbogen mit der Zusage oder Absage an die abgebenden Schulen und einen Rücklaufbogen an die Schüler/-innen und deren Eltern weiter.
Die jeweils aktuellen Bewerbungsformulare erhalten Sie an Ihrer abgebenden Schule. Wenn Sie sich aus einem anderen Bundesland nach Hessen bewerben, wenden Sie sich bitte an Frau Bayburt vom Staatlichen Schulamt. Telefon: 06151 3682 394
Unterrichtsinhalte
Für das Verständnis der Stundentafel ist es wichtig, zunächst zu wissen, dass zu jeder BzB-Klasse immer ein berufsfeldbezogenes Projekt gehört. Bei uns sind das die folgenden Projekte:
1. Der Magic Shop, in dem wir Schreibwaren, Warm- und Kaltgetränke sowie Süßigkeiten anbieten. Hier arbeiten zwei unserer drei BzB-Klassen.
2. Das Servicebüro, in dem vor allem das Lehr-/Lernmaterial für die Lehrkräfte ausgegeben wird. Hinzu kommen Serviceangebote an die Schülerinnen und Schüler wie das Laminieren von Vorlagen oder Ausdrucken von Dateien.
Zu welchem Projekt ein/e Schüler/-in zugeteilt wird, hängt vom bisher erreichten Schulabschluss sowie weiteren Faktoren ab. Die Zuteilung erfolgt durch die Abteilungsleitung und die Klassenleitung.
Die Klassen erhalten Unterricht zu den o. g. Projekten (siehe Lernfeld 1), allgemeinen berufsbezogenen Unterricht wie Textverarbeitung, Bürowirtschaft, EDV und Powerpoint und Unterricht zu den allgemeinbildenden Fächern. Die Stundentafel der BzB an der Friedrich-List-Schule sieht folgendermaßen aus:
Stundentafel | ||||
Fächer | Std.-zahl | Anmerkungen | ||
Allgemeiner Lernbereich | Mathematik | 4 | ||
Deutsch | 4 | |||
Englisch | 4 | |||
Religion/ Ethik | 2 | |||
Politik | 1 | |||
Sport | 2 | |||
Beruflicher Lernbereich | Lernfeld 1 | 4 | Arbeit in den Rahmenprojekten „Magic Shop“ oder „Servicebüro | |
1 | Wirtschaftliche Grundlagen | |||
2 | Absatz und Kundenberatung | |||
1 | Dienste im Projekt | |||
Lernfeld 2 | 3 | Textverarbeitung | ||
1 | Bürowirtschaft | |||
Zwischensumme | 28 | |||
Praktikum | Betriebspraktikum | 8 | Blockpraktikum vier Wochen, täglich 8 Zeitstunden, muss laut Verordnung mit einem gewissen Anteil in den Ferien liegen, bei uns in den Herbstferien | |
Summe | 36 |
Unterrichtsorganisation
Ein Stundenplan in den BzB kann zum Beispiel so aussehen:
|
Mo |
Di |
Mi |
Do |
Fr |
1. |
M |
FTQB |
D |
DFö |
BW |
2. |
M |
FTQB</p |
D |
DFö |
BW |
3. |
E |
M |
TV |
D |
FTQB |
4. |
E |
M |
TV |
D |
FTQB |
5. |
BO |
SOL/ |
Befi |
EDV |
A+K |
6. |
BO |
Mentoring |
WL |
EDV |
A+K |
7. |
SP |
Nachhol- |
Pol |
E |
|
8. |
SP |
unterricht |
Rel. |
E |
|
Wichtige Prinzipien der Unterrichtsorganisation
• Gruppengröße: BzB-Klassen umfassen max. 15 Schülerinnen und Schüler.
• Klassenlehrer-Tandem: An der FLS haben die BzB-Klassen immer zwei Klassenlehrer/-innen.
• Mentoring: Bei uns bekommt jede Schülerin/jeder Schüler eine Lehrkraft als Mentor/Mentorin, der/die den Schüler das gesamte Jahr unterstützt. Dieses Mentoring ist in den Stundenplan integriert.
• Rahmenprojekte: Durch die Arbeit in den Rahmenprojekten Magic Shop und Servicebüro wird das Lernen leichter und anschaulicher.
• Allgemeinbildende Fächer: In den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch wird der Lernstoff wiederholt und vertieft. Soweit noch nicht vorhanden, ist das Ziel der einfache oder qualifizierende Hauptschulabschluss.
• Zusatzprogramm: Ergänzend bieten wir Sonderveranstaltungen wie ein Kennenlernseminar am Schuljahres-anfang, ein Knigge-Seminar (Gutes Benehmen), Betriebsbesichtigungen, eine hausinterne Ausbildungsmesse („Azubi-Matching“), Projekte mit SCHLAU und Pro Familia.
• Sozialarbeit: Zusätzlich unterstützt ein Sozialarbeiter die Klassenteams.
Praktikum
Praktikum 1:
Das erste Praktikum findet in der Woche vor den Herbstferien und in der ersten Herbstferienwoche statt. (Bitte bei der Urlaubsplanung beachten!)
Praktikum 2:
Das 2. Praktikum liegt in den beiden Wochen vor den Halbjahreszeugnissen.
Die Plätze für die Praktika sollen sich die Jugendlichen nach Möglichkeit selbst suchen. Da es schwierig ist, gute Plätze zu finden, muss die Suche weit vor dem Praktikum beginnen! Die Schüler/-innen erhalten ein Anschreiben, mit dem sie nachweisen, dass sie Schüler/-innen der FLS sind und einen Praktikumsplatz suchen. Betriebe von Familien sind als Praktikumsplatzgeber nicht erwünscht. Ebenso halten wir es für wichtig, dass die Schüler/-innen in den BzB nicht erneut die Betriebe ansteuern, die sie schon von den Praktika an den abgebenden Schulen kennen. Die Praktika werden von den Lehrkräften der Klassen und unserem Sozialarbeiter vorbereitet, begleitet und nachbereitet. Sie werden bewertet. Die Noten erscheinen auf dem Halb- und Endzeugnis.
Abschluss
Als Abschlüsse in den BzB sind möglich:
|
Abschlüsse |
Prüfung/-en: |
1. |
der BzB-Abschluss |
• Projektprüfung |
2. |
der einfache Hauptschulabschluss |
• Deutsch (135 Min.)</p • Mathematik (90 Min.) • Projektprüfung |
3. |
der qualifizierende Hauptschulabschluss |
• Deutsch (135 Min.)</p • Mathematik (90 Min.) • Englisch (90 Min.) • Projektprüfung |
4. |
der „Qualifizierungsbaustein“ (Zertifikat) |
• Qualifizierungsbausteinprüfung (15 Min. mündlich) |
Wie man sieht, ist immer die Projektprüfung, zur Erreichung der allgemeinen Abschlüsse, nötig. An dieser Projektprüfung können alle Schüler/-innen ohne besondere Zulassung teilnehmen. Für die Prüfung zum einfachen oder qualifizierenden Hauptschulabschluss muss man dagegen zugelassen werden. Bei der Zulassung (oder Ablehnung) spielen unter anderem die unentschuldigten Fehlzeiten eine Rolle. Für die Qualifizierungsbausteinprüfung ist eine gute Mitarbeit im Projektunterricht und in den Diensten des Servicebüros bzw. des Magicshops wichtig.
Was nicht mehr möglich ist:
In der Vergangenheit gab es die Möglichkeit, zusätzlich zum einfachen Hauptschulabschluss den qualifizierenden Hauptschulabschluss zu erwerben. Das ist schon seit dem Schuljahr 2019/2020 nicht mehr erlaubt. Wer also einmal den einfachen Hauptschulabschluss erreicht hat, kann ihn nicht mehr verbessern, indem er an 2. Stelle den qualifizierenden Hauptschulabschluss erwirbt.
Sozialpädagogische Betreuung
Unsere drei BzB-Klassen werden durch einen Sozialarbeiter unterstützt, der den Schülerinnen und Schüler in vielfältiger Weise Hilfe anbietet:
• Hilfe bei der Berufsorientierung
• Hilfe beim Bewerbungsverfahren (Hilfe beim Schreiben von Bewerbungen, Telefonaten, Vorbereitung auf Vorstellungstests und –gespräche)
• Hilfe bei persönlichen Problem- und Notlagen
• Hilfe bei der Verhaltensverbesserung (Knigge-Seminar, Einzelgespräche)
• Unterstützung schulmüder Jugendlicher
• Begleitung in Schulgesprächen
• Unterstützung der Eltern.
Unser Sozialarbeiter arbeitet eng mit der Abteilungsleitung und der Klassenleitung zusammen.
Unterlagen für das Schuljahr 2024/2025
Ihre Ansprechpersonen an der Friedrich-List-Schule
Abteilungsleiterin: Stefanie Quasigroch
Ausbildungsbeauftragter Bildungsgänge zur Berufsvorbereitung:
Stephan Linsner
Sekretariat der Friedrich-List-Schule Darmstadt:
friedrich-list-schule@darmstadt.de
Wir freuen uns auf Sie!