Buzzard und Jugendmedienschutz an der Friedrich-List-Schule

Informationen, Nachrichten, Bilder und Videos können heute mit nur wenigem Knopfdrücken über das Smartphone, Tablet oder den Computer abgerufen oder auch verbreitet werden. Wer am gesellschaftlichen Leben teilnimmt, wird zunehmend mit Fake News, Trash-TV und über die sozialen Medien – mit ständig neuen Formaten – konfrontiert, desinformiert und damit einhergehend oftmals beeinflusst oder falsch informiert.

In besonderem Maße sind hiervon Jugendliche betroffen. Junge Menschen kommunizieren nahezu ununterbrochen über soziale Medien. Die gute WLAN- oder Netzabdeckung in den mobilen Funknetzen machen dies möglich. Lernen und informieren über Video-Tutorials sind für Schülerinnen und Schüler inzwischen selbstverständlich. Hierbei nutzen Webseiten, die von den Nutzern/-innen zur Verfügung gestellten, privaten Informationen, zum Aufbau von sogenannten Filter- oder Informationsblasen. Filterblasen sorgen dann dafür, dass die Nutzer/-innen weitgehend die Informationen erhalten, die ihre Meinung in diese Richtung stärken. Die Chance, Falschnachrichten zu entlarven, ist vertan. Freie Meinungsbildung ist nicht mehr möglich. Extremistische Gruppen nutzen dies, um insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene zu rekrutieren.

Der Jugendmedienschutz ist seit einigen Jahren ein Thema für die Friedrich-List-Schule. Seit 2019 führen wir erfolgreich „Jugendmedientage“ als Projekttage durch. An diesem Tag haben alle Schülerinnen und Schüler der Vollzeitklassen und der vollschulischen Ausbildung, die Möglichkeit verschiedene Workshops zu besuchen. Dabei kann das eigene Medienverhalten reflektiert werden und sie erhalten Werkzeuge, um sich sicher in der vielfältigen Medienlandschaft zu bewegen. Außerdem werden rechtliche Aspekte wie der Umgang mit Bildern, besonders im Bereich der Social Media, thematisiert. An diesem Tag werden die Lehrkräfte durch verschiedene Kooperationspartner/-innen unterstützt (ProFamilia, MuK e. V.). Dieses Projekt wird durch eine, zum Jugendmedienschutzberater ausgebildeten, Lehrkraft begleitet, organisiert und umgesetzt.

Aber um die Gesamtsituation zu erfassen und nachhaltige Aufklärung zu betreiben, müssen die Schüler/-innen mit dem kritischen und reflektierten Umgang mit Medien geschult werden. Unsere Lehrkräfte stellen seit längerem fest, dass insgesamt das Interesse für Politik und gesellschaftliche Themen abnimmt. Gerade unsere Politiklehrkräfte sind sich ihrer gesellschaftlichen und politischen Verantwortung bewusst und haben den großen Wunsch, die Medienkompetenz unserer Lernenden zu stärken und damit Aufklärung zu betreiben.

Nachdem eine Politikkollegin auf „Buzzard“ aufmerksam wurde, war die Möglichkeit der flächendeckenden Einführung des Themas Medienbildung in den Unterricht möglich. Das Projekt „Medienbildung an der Friedrich-List-Schule – Medienkompetenz stärken – gegen Fake News und Filterblasen“ war geboren.

Buzzard ist eine App-basierende Internetplattform für Medienbildung. Diese stellt Informationen zu unterschiedlichen aktuellen Themengebieten zusammen. Ebenso werden verschiedene Perspektiven zu einem Thema aufgezeigt, was schließlich die Basis für die eigene Urteilsbildung ist. Ziel der Plattform ist es, Pressemitteilungen aus seriösen Quellen zu erhalten, um damit Fake-News zu entlarven und zu erkennen. Dabei recherchiert das junge Redaktionsteam im gesamten Spektrum der Informationsquellen. Es wird sowohl der linke als auch der rechte Medienrand berücksichtigt. Aus diesen Informationsquellen wird ein Exzerpt zusammengestellt, welches anstrebt, eine möglichst neutrale Information zum Thema zu liefern. Die Ursprungsquellen werden zusätzlich abgebildet. Die Schülerinnen und Schüler lernen damit, Nachrichten und Informationsquellen einzusortieren und diese zu verifizieren. Durch die Zusammenarbeit mit Buzzard erhalten alle 1.900 Schülerinnen und Schüler sowie die 95 Lehrkräfte den Zugang zur App. Damit haben alle die Möglichkeit sich tagtäglich über die Buzzard-App ausgewogen und unparteiisch, eine differenzierte, politische Meinung zu bilden.

Buzzard finanziert sich ohne Werbung oder Sponsoring, nur über die Nutzer/-innen. Damit ist die Nutzung für uns kostenpflichtig. Die Finanzierung erfolgt über den Förderverein der Friedrich-List-Schule und für 2022 mit Unterstützung der Entega-Stiftung sowie der Sparkassen Stiftung (Sparkasse Darmstadt). Oberbürgermeister Jochen Partsch hat die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen. Stadtrat Holger Klötzner und das Medienzentrum der Wissenschaftsstadt Darmstadt unterstützen unser Projekt.

Die Einbindung der App in den Politikunterricht erfolgt unterrichtsbegleitend. Zunächst wird im Themenblock Medienbildung grundsätzlich aufgezeigt, wie Informationen zu Stande kommen, wie Filterblasen entstehen, wie wir in unserer Meinungsbildung beeinflusst werden. Dann zeigen wir anhand der Vorgehensweise des Buzzard-Redakteurteams auf, wie unsere Lernenden an möglichst neutrale Informationen kommen und wie man seriöse von unseriösen Informationen unterscheiden kann. Anschließend wird die App zu den jeweiligen Themen des Politikunterrichts in den Unterricht integriert. Sie ist darüber hinaus in allen weiteren Fächern und Lernfeldern einsetzbar.

Wir sind die erste Schule in Darmstadt und die erste Berufsschule in Deutschland, die mit der Buzzard-App arbeiten wird. Damit sind wir für das Buzzard-Team ebenfalls ein Pilotprojekt.


Buzzard-Team

Britta Becker (StR’in und Vorsitzende des Fördervereins)

Philipp Stein (StR und Politikkoordinator)


Jugendmedienschutz

Dennis Hochmann (StR und Jugendmedienschutzberater)